Verleihung des BMI-Förderpreises "Helfende Hand 2022“

Typ: Rede , Datum: 05.12.2022

Rede der Bundesministerin des Inneren und für Heimat Nancy Faeser

  • Ort

    BMI, Konferenzzentrum, Alt-Moabit 140, 10557 Berlin

  • Rednerin oder Redner

    Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser

Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Nominierte,

liebe Helferinnen und Helfer,

sehr geehrte Frau Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes Hasselfeldt,

sehr geehrter Herr Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes Banse,

sehr geehrter Herr Bundesvorsitzender der Organisation der Regieeinheiten und Einrichtungen der Katastrophenschutzbehörden Kühn,

sehr geehrte Damen und Herren,

herzlich Willkommen hier im Bundesministerium des Innern und für Heimat, herzlich Willkommen zur Verleihung des Förderpreises "Helfende Hand“!

Für mich ist es die erste Verleihung dieses Preises, für die Helfende Hand ist es schon das vierzehnte Mal – die letzten beiden Jahre digital. Umso mehr freue ich mich, dass wir heute alle analog zusammenkommen und uns im wahrsten Sinne des Wortes die Hände reichen und über-reichen können.

Meine Damen und Herren,

was wäre unser Land ohne das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz? Bei all den unterschiedlichen Krisen und Herausforderungen, die wir gerade erleben, wollen wir uns das lieber nicht allzu detailliert ausmalen. Aber schon, wenn wir nur anfangen, über diese Frage nachzudenken, wird sehr klar, welchen gewaltigen Unterschied Sie alle mit Ihrem Engagement machen: Für jeden Einzelnen, und auch für unsere Gesellschaft als Ganzes – für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt!

Die letzten Jahre haben uns auf schmerzhafte Art und Weise gezeigt, wie verwundbar unsere Gesellschaft an vielen Stellen ist. Die Pandemie, die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr, die extreme Dürre und die Waldbrände im Sommer, die vielen Menschen, die vor Putins Bomben aus der Ukraine zu uns fliehen mussten – das alles mussten wir gemeinsam bewältigen.

Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist in dieser Zeit erstmals klar geworden, dass unsere Sicherheit eben nicht selbstverständlich ist – sondern dass wir etwas für sie tun müssen. Wir müssen unser Land widerstandsfähiger machen.

Sehr lange haben wir als Gesellschaft die Einstellung gehabt: "Es wird schon irgendwie gut gehen.“ Aber wir können uns eben nicht darauf verlassen, dass es "schon irgendwie gut geht“. Wir müssen etwas tun für unsere Sicherheit. Deshalb holen wir jetzt mit aller Kraft die großen Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte auf.

Der Schutz unserer Bevölkerung bekommt nun endlich die politische Bedeutung, die er schon längst hätte haben müssen. Viele Maßnahmen sind bereits auf den Weg gebracht für einen echten Neustart: Wir bündeln Kompetenzen im Gemeinsamen Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz. Wir beschaffen moderne Warnsysteme. Wir bauen mit dem Projekt "Labor 5000“ die Zivilschutzreserve des Bundes aus. Wir verbessern den Schutz unserer kritischen Infrastrukturen mit einem KRITIS-Dachgesetz.

Und vor allem: Wir stärken das ehrenamtliche Engagement. Denn das Ehrenamt ist für den Bevölkerungsschutz in Deutschland und damit für unsere Sicherheit unverzichtbar! Und der Neustart kann nur gemeinsam mit Ihnen – den Aktiven im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz - gelingen.

Meine Damen und Herren,

eines ist klar: All diese Herausforderungen der letzten Jahre hätten wir nicht bewältigen können ohne Sie – die vielen Helferinnen und Helfer. Sie waren vor Ort als Sie gebraucht wurden. Sie haben unter teilweise schwierigsten Bedingungen geholfen – oft bis an Ihre eigenen Grenzen oder sogar darüber hinaus.

Sie schenken unserer Gesellschaft das Kostbarste, was Sie haben – nämlich Ihre Zeit. Sie schenken uns Ihre Kraft und Ihre Expertise, um anderen zu helfen und um im Ernstfall Menschenleben zu retten. Ein ganz wesentlicher Faktor läuft dabei manchmal Gefahr, übersehen zu werden: Auch ihre Familien, liebe Helferinnen und Helfer, stellen oftmals ihre eigenen Bedürfnisse im Dienste des großen Ganzen zurück.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch Ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ohne deren Unterstützung es ebenfalls nicht geht. Alle, die Sie bei Ihren schwierigen Einsätzen unterstützen, verdienen unseren Dank und unsere Wertschätzung!

Meine Damen und Herren,

sie geben unserem Land mit Ihrem ehrenamtlichen Engagement so viel – und deshalb ist völlig selbstverständlich, dass Ihr Land Ihnen auch etwas zurückgeben muss: Nämlich Dank, Anerkennung und vor allem die bestmögliche Unterstützung für ihre Arbeit.

Heute, am Internationalen Tag des Ehrenamtes, liegt es mir deshalb ganz besonders am Herzen, Ihnen im Namen der gesamten Bundesregierung für Ihre Arbeit und Ihr freiwilliges Engagement im Bevölkerungsschutz zu danken. Sie alle sind eine wesentliche Stütze für die Sicherheit der Menschen in unserem Land, meine Damen und Herren – und dafür verdienen Sie die Anerkennung der gesamten Gesellschaft!

Aber mit Dank allein ist es nicht getan – vor allem müssen wir dafür Sorge tragen, dass Ihre Übungen und Einsätze unter guten Bedingungen stattfinden. Ohne unnötige Bürokratie, mit der bestmöglichen Ausrüstung und vor allem: mit Unterstützung aus der gesamten Bevölkerung!

Meine Damen und Herren,

für mich ist klar: Wir brauchen ein neues Bewusstsein für Sicherheit in unserem Land!

Dazu gehört, dass jeder wissen muss, wie er im Ernstfall sich selbst und andere schützen kann. Und dazu gehört, dass noch mehr Menschen sich ehrenamtlich für unser aller Sicherheit engagieren.

Es kommt auf jeden und jede Einzelne an.

Es ist deshalb essentiell, dass wir alle Bürgerinnen und Bürger aktiv einbeziehen – und damit meine ich ausdrücklich nicht, Informationsplattformen ins Netz zu stellen und dann zu sagen „Da kann sich ja jeder informieren.“ Stattdessen müssen wir aktiv auf die Menschen zugehen, informieren, werben, überzeugen.

Dazu möchten wir ab 2023 gemeinsam mit den Ländern einen Bevölkerungsschutztag einführen. An diesem Bevölkerungsschutztag können wir für Schutzmaßnahmen des Staates werben. Die vielen verschiedenen Organisationen, die den Bevölkerungsschutz in Deutschland ehrenamtlich tragen, können ihr Engagement vorstellen und neue Ehrenamtliche gewinnen.

Wir können aber auch für die Vorsorge, die jeder selbst treffen kann, werben. So können Menschen sich selbst, ihre Familien und Nachbarn besser schützen. So können wir die Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft insgesamt stärken. Wir wollen Sicherheit und Handlungsstärke vermitteln. Und das, ohne Angst zu verbreiten.

Liebe Helferinnen und Helfer,

mit der Helfenden Hand zeichnet das Bundesministerium des Innern und für Heimat seit vierzehn Jahren besondere Projekte und Ideen aus, die beispielhalt für das stehen, was das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz ausmacht: für die Freude am Helfen, für Solidarität und Kreativität.

Wir zeichnen Projekte aus, die Kinder, Jugendlichen und Erwachsene neugierig auf für das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz machen.

Und wir zeichnen Einzelpersonen, Arbeitgeber und Institutionen aus, die das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz auf besondere Art unterstützen und ermöglichen – denn das ist keine Selbstverständlichkeit.

Sage und schreibe 249 Bewerbungen haben wir in diesem Jahr erhalten – und vor allem habe ich mich über die Vielfalt der Ideen und die Innovationskraft gefreut, die in jeder einzelnen Bewerbung steckte. Denn, und das finde ich besonders wichtig: Wir haben hier auch ganz viele neue Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen des Bevölkerungsschutzes bekommen.

Leider können wir nicht alle 249 Bewerbungen auszeichnen. Wir mussten uns für fünfzehn Bewerbungen entscheiden. Diese schwierige Aufgabe hat unsere fachkundige Jury übernommen − für Ihre sorgfältige und engagierte Arbeit bedanke ich mich ebenfalls ganz herzlich.

Der größte Dank aber gebührt heute Ihnen, den Helferinnen und Helfern – und zwar stellvertretend für alle, die im Bevölkerungsschutz aktiv sind. Ich freue mich nun sehr auf die Vorstellung der nominierten Projekte!