Empfang von Auslandshelferinnen und -helfern des THW

Typ: Rede , Datum: 19.09.2022

Grußwort der Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser

  • Ort

    Auswärtiges Amt

  • Rednerin oder Redner

    Bundesministerin des Innern und für Heimat Nancy Faeser

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Einsatzkräfte,

sehr geehrte Kollegin Baerbock,

Exzellenzen,

sehr geehrte Frau Präsidentin Dr. Brand,

sehr geehrter Herr Präsident Friedsam,

sehr geehrter Herr Bundessprecher Lindmüller,

sehr geehrter Herr Präsident der THW-Bundesvereinigung Gerster,

sehr geehrte Damen und Herren,

endlich, nach vier langen Jahren, können wir heute die Tradition unseres Empfangs für die Auslandshelferinnen und -helfer des THW wieder aufnehmen!

Ich begrüße Sie alle ganz herzlich im Auswärtigen Amt. Außenministerin Baerbock, liebe Annalena, ich danke Dir für Deine Gastfreundschaft und für die Möglichkeit, unseren Empfang hier im prächtigen Weltsaal durchführen zu können. 

Eine ganz besondere Ehre ist es mir, Sie, liebe Helferinnen und Helfer des THW, zu begrüßen. Ihnen möchte ich heute persönlich meine tiefe Dankbarkeit auszudrücken: Danke für Ihr herausragendes Engagement im Inland und für Ihre wichtigen Einsätze auf der ganzen Welt!

Meine Damen und Herren,

wohin wir in diesen Tagen auch schauen – überall sehen und erleben wir Krisen: Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine mit seinen Folgen für ganz Europa und die Welt, die Corona-Pandemie, immer mehr Extremwetterereignisse, die den Klimawandel greifbar machen – jedes dieser Ereignisse ist für sich genommen schon eine große Herausforderung. Aber sie passieren alle gleichzeitig!

Die Zeitenwende ist mit Händen zu greifen.

Die unterschiedlichen Krisen müssen wir bewältigen. Doch dazu müssen wir etwas tun. Und deshalb geben wir dem Bevölkerungsschutz endlich die Bedeutung, die er schon längst hätte haben müssen. Ich bin überzeugt: Wir brauchen einen Neustart im Bevölkerungsschutz!

Für diesen Neustart brauchen wir Sie. Denn für diesen Neustart ist das Technische Hilfswerk eine ganz wesentliche Stütze. Und das sage ich hier im Auswärtigen Amt ganz bewusst auch mit Blick auf die Nationale Sicherheitsstrategie, die wir als Bundesregierung gerade gemeinsam erarbeiten. Sicherheit und Bevölkerungsschutz werden in der Kombination – auch über nationale Grenzen hinweg – immer wichtiger.

Der Bund investiert deshalb in diesem Bereich ganz erheblich. Auch und gerade das THW wird in seinen operativen Fähigkeiten gestärkt. Denn für Ihre wichtigen Einsätze in Deutschland und weltweit brauchen Sie die bestmögliche Ausrüstung, meine Damen und Herren!

Was wir in den letzten Jahren geschafft haben, zum Beispiel die flächendeckende Modernisierung des THW-Fuhrparks, ist bereits ein großer Schritt nach vorne – es ist aber auch klar, dass hier in den nächsten Jahren noch einiges passieren muss!

Meine Damen und Herren,

Putins Angriffskrieg bringt unsägliches Leid über die Menschen der Ukraine. Hier zu helfen, ist derzeit der wohl wichtigste internationale Einsatz des THW. Es ist schon jetzt der größte Logistikeinsatz in seiner Geschichte.

Das THW bringt die Hilfsgüter genau dahin, wo sie gebraucht werden: medizinisches Material, Zelte, Betten und Stromaggregate. Dazu kommen neben persönlicher Schutzausstattung wie Atemschutzmasken auch zivile Spezialfahrzeuge. Diese praktische Hilfe wird unermüdlich fortgesetzt – Tag für Tag, Woche für Woche. Davon habe ich mir vor Ort selbst ein Bild gemacht. Und dieses Bild hat sich tief eingebrannt.

Das alles wäre nicht möglich ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt (dazu gehört auch die anteilige Finanzierung), dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und dem Beschaffungsamt des BMI. Ich freue mich deshalb sehr, dass auch Frau Präsidentin Dr. Brand heute hier anwesend ist und danke Ihnen herzlich für Ihre Mitarbeit an diesem wichtigen Hilfseinsatz!

Meine Damen und Herren,

auch wenn keiner sagen kann, wann diese schreckliche Krieges endet – die Zeit des Wiederaufbaus der Ukraine wird kommen. Und zumindest zu Anfang wird die Ukraine dabei internationale Unterstützung benötigen. Ich bin sicher: Auch dabei wird das THW seinen Beitrag leisten können!

Denn das Einsatzspektrum des THW ist in seiner Breite wirklich beeindruckend. Es reicht von akuter Nothilfe nach Naturkatastrophen über die Teilnahme an VN-Missionen bis hin zu mittel- bis längerfristiger Hilfe.

Alleine im vergangenen Jahr half das THW in 21 Ländern. Rund 1.800 Stunden waren Helferinnen und Helfer des THW weltweit im Einsatz.

Und: Das THW baut nicht nur auf und zieht dann einfach weiter. Es schafft auch die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung. Vorbild für die vielen „capacity building“-Projekte ist insbesondere das THW-Engagement in Tunesien.

Seit 2012 hilft das THW dort beim Aufbau eines Bevölkerungsschutzes mit ebenfalls überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräften. Mich freut sehr, dass es in Tunesien inzwischen sogar eine Reihe von Ortsverbänden gibt. Jahrzehntelange Erfahrungen aus 668 THW-Ortsverbänden in Deutschland fließen dort ein.

Während der schwierigen Zeit der Corona-Pandemie fand die internationale Zusammenarbeit oft in digitaler Form statt. Sie, die THW-Einsatzkräfte, haben aber auch unter diesen schwierigen Bedingungen immer neue Wege gefunden, zu helfen: sei es mit interaktiven Online-Übungen oder in digitalen Workshops mit internationalen Projektpartnern. Auch hier haben Sie gezeigt, was Sie ausmacht: immer eine Lösung zu finden.

Meine Damen und Herren,

die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des THW leisten bei all diesen Einsätzen Außerordentliches. Und ein ganz wesentlicher Faktor läuft dabei manchmal Gefahr, übersehen zu werden: Wenn Ihr persönliches und berufliches Umfeld Ihr Engagement nicht unterstützen würde, sähe die Bilanz des THW ganz anders aus.

Ihre Familien, liebe Helferinnen und Helfer, stellen oftmals ihre eigenen Bedürfnisse im Dienste des großen Ganzen zurück. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch Ihre Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ohne deren Unterstützung es ebenfalls nicht geht. Alle, die Sie bei Ihren schwierigen Einsätzen unterstützen, verdienen unseren Dank und unsere Wertschätzung!

Auch möchte ich die Gelegenheit nutzen, den anwesenden Botschafterinnen und Botschafter der Einsatzländer meinen persönlichen Dank auszusprechen. Ohne die Unterstützung der nationalen Regierungen wäre eine schnelle Hilfe kaum möglich.

 Aufgabe der Politik, Aufgabe von uns, ist es, gute Rahmenbedingungen für reibungslose grenzübergreifende Zusammenarbeit und schnelle Entscheidungswege zu schaffen.

An dieser Stelle will ich Annalena Baerbock von ganzem Herzen danken – und dieser Dank gilt auch ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem THW.

Liebe Helferinnen und Helfer,

auch, wenn ich jetzt lange über die Rahmenbedingungen für Ihr Engagement gesprochen habe: Der eigentliche, der ganz große Dank, der gebührt Ihnen.

Sie leisten in professioneller Weise technische, aber vor allem auch menschliche Unterstützung. Sie tragen den Gedanken des Ehrenamtes und des Einsatzes für Hilfsbedürftige in die ganze Welt.

Auch Sie sind Botschafterinnen und Botschafter. Ihre Botschaft ist menschlicher Zusammenhalt und internationale Solidarität in Notlagen über alle Grenzen hinweg. Sie bringen Hoffnung und Mut dorthin, wo Not und Verzweiflung herrschen. Die Hilfe des THW ist ein Leuchtturm in Deutschland und der Welt. Darauf sind wir alle stolz. Und dafür danken wir Ihnen heute!