Rede von Bundesinnenminister Horst Seehofer bei der 16. Mitgliederversammlung des DOSB am 7. Dezember 2019 in Frankfurt am Main

Typ: Rede , Datum: 07.12.2019

  • Rednerin oder Redner

    Horst Seehofer, Bundesinnenminister

Es gilt das gesprochene Wort.

Lieber Herr Präsident Hörmann,
liebe Frau Rücker,

herzlichen Dank für die nach meinen Verhältnissen ungewöhnlich freundliche Begrüßung. Das bin ich eigentlich so nicht gewohnt.

Liebe Sportfreunde,

lieber Herr Staatssekretär Stephan Mayer,

ich möchte aus einem besonderen Anlass auch den Chef der Deutschen Sporthilfe begrüßen, Herrn Ilgner. Ich komme nochmal darauf zurück und freue mich, dass Sie mir Gelegenheit geben, als Sportminister heute hier einiges zu sagen.

Das Bundesinnenministerium ist ja mittlerweile eine Mammutbehörde mit 20 nachgeordneten Behörden und 80.000 Beschäftigten. Mit einem inhaltlichen Portfolio von Sicherheit, Migration, Digitalisierung, Cybersicherheit, Katastrophenschutz, Wohnungsbau, Kirchen, Religionen, Heimatstrategie. Also sehr, sehr breit und umfangreich. Und ich kann mir vorstellen, dass sich bei einem solchen gigantischen Ministerium manche die Frage stellen: Welche Rolle spielt eigentlich hier dann noch die Sportpolitik?

Und ich möchte damit beginnen, dass die Größe eines Hauses nicht ein Nachteil ist für die Durchsetzung von sportpolitischen Interessen, sondern aus dieser Größe - das ist jetzt die Erfahrung seit eineinhalb Jahren - erwächst auch eine Stärke innerhalb der Bundesregierung, gegenüber dem Finanzminister und auch gegenüber dem Parlament. So, dass ich Ihnen zu allererst vermitteln möchte: Sport ist in unserem Ministerium nicht eine Nebenangelegenheit oder ein Anhängsel, sondern der steht in vielfacher Hinsicht im Mittelpunkt der Politik des Bundesinnenministeriums.

Und wenngleich ich auch weiß, dass gerade im Sport der Idealismus einen hohen Stellenwert hat, wissen Sie alle, dass es so ganz ohne Finanzen nicht geht. Und dass ein Maßstab für diese These, wie der Sport im Mittelpunkt [steht], natürlich auch die Prüfung ist, wie dies in der Realität aus[schaut].

Ich habe vor eineinhalb Jahren begonnen mit einem Haushalt von 168 Millionen und der Deutsche Bundestag hat in der letzten Woche den Etat für das Jahr 2020 verabschiedet mit einem Volumen von 279 Millionen. Das ist eine unglaubliche Steigerung und ich schau jetzt nicht nur auf die Dollars und Euros, sondern ich schaue, was können wir mit diesem Geld und mit diesen Finanzen bewegen. Und die wichtigste Botschaft für Sie ist, dass wir mit diesen Finanzen von 279 Millionen den Spitzensport und vor allem die Leistungssportreform sauber und solide finanzieren können.

Das heißt, die Leistungssportreform, Herr Präsident Hörmann, ist aus meiner Sicht bisher schon ein Erfolgsmodell und wir tun von der Politik her alles und zwar parteiübergreifend, dass diese Leistungssportreform auch eine solide finanzielle Basis hat. Das beginnt [damit], dass wir gemeinsam mit der Deutschen Sporthilfe die Athletenförderung deutlich verbessern konnten und dass wir etwas im nächsten Jahr als weiteren Meilenstein einführen, nämlich eine Altersvorsorge für Spitzensportler. Und meine Damen und Herren, das ist nicht hoch genug zu bewerten, das ist nämlich ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber unseren Spitzensportlern.

Mir ist völlig bewusst, dass man mit den Mitteln jetzt zum Start nicht eine umfassende und alles seligmachende Altersvorsorge etablieren kann. Aber unterschätzen sie nicht diese Weichenstellung, die jetzt erfolgt und die natürlich in den nächsten Jahren dann auch einen Ausbau erfahren wird. Aber irgendwann muss man auch mit neuen Ideen und Gedanken starten und da bin ich sehr, sehr froh darüber. Sie wissen: Ich komme aus der Sozialpolitik und deshalb begrüße ich diese Möglichkeit, die wir ab dem Jahre 2020 haben für unsere Spitzensportler, in besonderer Weise.

Sie werden auf dieser Versammlung auch ein Konzept beschließen für die Rahmenbedingungen bei Trainern. Auch das hängt ja mit der Finanzausstattung zusammen und da darf ich Ihnen sagen, die Konzeption des DOSB ist aus meiner Sicht eine gute Grundlage für die Gespräche, die nach Eurer Beschlussfassung mit uns erfolgen werden und müssen. Es geht ja auch hier wieder darum, gegenüber der Öffentlichkeit den Einsatz von Steuergeldern zu begründen. Das kann man mit guten Gründen und deshalb kann ich Ihnen zurufen: Das was ich an Konzeption gelesen und von meiner Abteilung dazu erfahren habe, ist eine gute Grundlage für unsere Gespräche.

Das Dritte ist, was ich sehr begrüße, das wissenschaftliche Verbundsystem. Wir geben ja in der Bundesrepublik Deutschland Milliarden für die Forschung aus, insbesondere im Bereich für die Technologie, für die Medizin, für die Ernährung und deshalb begrüße ich das Konzept, das jetzt umgesetzt werden muss, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse auch dem Sport insgesamt und insbesondere unseren Athletinnen und Athleten zur Verfügung zu stellen. Auch das ist ein ganz großer Schritt, so wie wir als Bundesregierung unverändert daran festhalten werden an einer Athletenförderung innerhalb unserer Bundespolizei, innerhalb der Bundeswehr und innerhalb des Zolls. Aus allen drei Bereichen gehen große Athleten hervor und wir wären von allen guten Geistern verlassen, wenn wir diese Möglichkeit für Spitzensportler, dort tätig zu sein und daneben ihren Spitzensport auszuüben, reduzieren oder gar einstellen werden. Ich kann Ihnen zusagen, dass wir dies im vollen Umfang weiterhin tun werden.

Das ist eine schöne Sache mit der Finanzierung auf diesem Niveau jetzt fortzufahren, es noch auszubauen. Wir können jetzt auch für den Spitzensport für den Sportstättenbau auf sehr, sehr hohem Niveau fortfahren. Wir geben so im Jahr 30 bis 40 Baumaßnahmen als Förderung und wir geben im Jahre 2020 für diese Sportstättenförderung des Spitzensports insgesamt 18,8 Millionen aus. Zusätzlich wird das BMI im Jahre 2020 13,2 Millionen Euro für die Errichtung und die Ausstattung von Sportstätten im Zusammenhang mit Großsportereignissen in Deutschland zur Verfügung stellen. Das betrifft insbesondere die Ski-Weltmeisterschaft 2021 in Oberstdorf und die Biathlon- und Rodel-Weltmeisterschaft 2023 in Oberhof.

Was ich besonders begrüße ist, dass diese Sportstätten zunehmend auch durch Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen genutzt werden. Hierfür sind natürlich bauliche Anpassungen und Modernisierungen der Einrichtungen nötig, um die Barrierefreiheit herzustellen und hier, gerade für diese Barrierefreiheit, wollen wir in der Zukunft auch zusätzlich erhebliche Mittel investieren.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die diese Athletenförderung, die Altersvorsorge, den Einstieg in die Altersvorsorge, die wissenschaftliche Konzeption, die Nutzung in einem Wissenschaftsverbund für die Athletinnen und Athleten, die dies und dann natürlich die Sportstättenförderung, die sich dafür eingesetzt haben. Es ist ja immer so in der Politik, wenn etwas erfolgreich läuft, ist man umzingelt von Menschen, die für sich in Anspruch nehmen, dies ermöglicht zu haben. Ich begrüße das sehr, dass sich so viele parteiübergreifend im politischen Raum für diese bessere Ausstattung einsetzen. Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern des Sportausschusses, die da sehr sehr nachdrücklich immer im Einsatz sind. Beim Haushaltsausschuss, das ist ganz wichtig, aber auch beim DOSB selbst. Ich habe ja jetzt nach zwei Jahren schon eine Möglichkeit etwas zu beurteilen. Und ich muss Ihnen sagen, Herr Präsident und Frau Rücker: Ihr habt eine ganz eigenartige, nachdrückliche, mit Charme ausgestattete Art, dass man sich Euren Wünschen kaum entziehen kann. Ihr macht dies nicht mit öffentlichem Trommelfeuer, sondern sehr geschickt hinter den Kulissen und man ist gut beraten zur Verlängerung der eigenen Lebenserwartung, wenn man Euren Forderungen schnell nachgibt. Das ist eine gute Sache. Ich kann Ihnen nur gratulieren und Euch empfehlen, dass Ihr diesen Stil, der ja sehr fair ist, der immer sehr offen ist und nie mit Tricksereien und Intrigen verbunden ist, dass Sie diesen Stil weiterhin aufrechterhalten und wenn Euch das gelingt, wovon ich ausgehe, dann werden wir, nicht vielleicht in dem gleichen Tempo, aber doch in der gleichen Richtung weiterhin eine gute Ausstattung - Frau Lohmann schaut mich ganz entgeistert an -, Frau Lohmann, das müssen Sie eben durchsetzen was ich jetzt sage. Sie haben jetzt als Verstärkung meinen ehemaligen Büroleiter bekommen, Herrn Wiemann, und in diesem Traumteam müssen Sie eigentlich alles erreichen, was der Minister erwartet.

Was ich auch besonders erwähnen möchte, ist die Tatsache, dass der Haushaltsausschuss noch einmal 200 Millionen zur Verfügung gestellt hat für das nächste Jahr, um die Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur zu finanzieren, mitzufinanzieren. Da können wir bundesweit viele Sportstätten unterstützen. Das ist ein massives Investitionsprogramm. Insgesamt, meine Damen und Herren, gelegentlich muss man auch über die Realität reden, sind seit 2016 da 750 Millionen für die Sanierung kommunaler Sportstätten, Kultureinrichtungen und Jugendeinrichtungen zur Verfügung gestellt worden. Und ich glaube, gerade ein solches Programm für die kommunalen Sportstätten ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Nachwuchsförderung im deutschen Sport. Auch dafür muss man dem Haushaltsausschuss danken. Und bei uns ist jetzt in den letzten Tagen und Wochen ein Gedanke entstanden, wo ich Ihnen heute noch nicht verbindlich zusagen kann, dass dieser Gedanke auch realisiert wird, aber wo ich Ihnen heute Andeutungen machen möchte, auch mit der Bitte, wenn Sie selbst dazu Realisierungsvorschläge haben, uns die auch zur Verfügung zu stellen:

Es geht ja jetzt dann um den Haushalt 2021 und die nächsten Jahre. Sie wissen vielleicht, dass wir in Deutschland zweimal einen Goldenen Plan für Sportstätten hatten. Nach dem Krieg einen „Goldenen Plan“ für die Bundesrepublik West und nach der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes einen „Goldenen Plan“ Ost. Und das war ja durchaus eine ganz erfolgreiche Operation mit modernsten Sportstätten. Und jetzt müssen wir eben sehen, dass viele Sportstätten zum Beispiel in den 70er Jahren entstanden sind, die den Anforderungen heute unter vielfachen Gesichtspunkten nicht mehr entsprechen. Sei es energetisch, sei es baulich, sei es technologisch, sei es in der Frage, die ja für viele Sportvereine eine immer größere Rolle spielt, nämlich im altersgerechten Ausbau, was ja andere Sportstätten erfordert - was ich als Jungsenior sehr gut sagen kann - als mit 25 oder 30-Jährigen. Und deshalb überlegen wir, ob wir als Innenministerium gemeinsam mit Ihnen, wenn Sie wollen, nochmal eine Konzeption entwickeln.

Über viele Jahre muss man dies natürlich denken. Das ist nicht mit einem Jahr getan, einen neuen „Goldenen Plan“ aufzulegen. Einen neuen „Goldenen Plan“, der all die gesellschaftspolitischen Fragestellungen [berücksichtigt], die wir in unserer heutigen Zeit haben. Denken Sie, dass viele junge Menschen nicht mehr Schwimmen lernen. Denken Sie an den Klimaschutz, warum es notwendig ist ältere bauliche Gebäude einfach auf den Stand der heutigen Zeit zu bringen oder - wie ich vorhin sagte - an die Altersgerechtigkeit oder altersgerechtes Bauen. Das sind alles Dinge, die notwendig sind und wo ich bereit bin als Bundesinnenministerium in sehr überschaubarer Zeit - da ist auch der Sportausschuss sehr dahinter - eine Konzeption zu entwickeln, auf deren Grundlage wir dann in der Koalition in der Regierung und mit dem Finanzminister reden können, über welchen Zeitraum ein solcher „Goldener Plan“ realisiert werden kann. Das ist für unsere Sportbewegung insgesamt, jenseits auch der Spitzensportler, ganz wichtig für die Entwicklung. Nur mit erstklassigen Sportstätten können wir auch den Breitensport und den Spitzensport weiterhin als tragendes Element unserer Gesellschaft halten und ich bitte Sie da um Ihre Unterstützung.

Ich will also nochmal zu diesem Komplex eindeutig festhalten, weil es ja nicht immer ganz unumstritten war: Die Spitzensportreform war und ist richtig und notwendig und ich erwarte einfach, dass wir gemeinsam sie auch weiterhin zügig und vor allem gemeinschaftlich umsetzen.

Ich möchte noch zu einigen anderen Gedanken und Themen etwas sagen: Zu „Good Governance“ oder auf den Sport bezogen besser: gute Verbandsführung. Es ist einfach so in unserer Zeit, dass Medien und Öffentlichkeit auch etablierte Institutionen wie den Sport gelegentlich zunehmend kritisch begleiten. Und gerade für öffentlich finanzierte Institutionen sind die Anforderungen und Erwartungen an die Integrität ihrer Entscheidungsträger gestiegen. Eine unzureichende Governance kann zur Konsequenz haben, dass die öffentliche Förderung generell in Frage gestellt wird, auch im Bereich des Spitzensports.

Meine Damen und Herren, das ist nicht eine Vermutung. Ich habe es selbst erlebt in meiner früheren Verbindung in München als Ministerpräsident: Wenn die Bevölkerung für sich das Urteil fasst, olympische Spiele sind sehr schön und gut und haben große Tradition und wir wollen sie auch für die Zukunft, aber sie sind in der jetzigen Ausformung aus der Sicht, so war es jedenfalls bei manchen Volksentscheiden in Bayern und ich glaube in Hamburg nicht viel anders, zu sehr kommerzialisiert. Das war eine Diskussion, die dann dazu geführt hat, dass Bewerbungen nicht erfolgreich waren und deshalb ist diese gute Verbandsführung, die Integrität derer, die den Sport repräsentieren so wichtig, also nicht nur der Athletinnen und Athleten, sondern auch für Sie alle ist eine ganz wichtige Sache, damit der Sport auch diese generelle, mentale Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit behält. Eine gute Verbandsführung ist deshalb in ihrer ganzen Bandbreite unerlässlich für den Erfolg einer jeden Sportorganisation.

Das langfristige Schicksal von Institutionen, denen es an guter Führung mangelt, ist hinlänglich bekannt. Wir kennen alle diese Beispiele. Gute Verbandsführung stellt damit eine Kernaufgabe der Verantwortlichen jedes Verbandes dar. Und deshalb auch hier, Herr Präsident, begrüße ich ausdrücklich die Arbeit auf dem Gebiet der guten Verbandsführung, die in den vergangenen Jahren vom DOSB und von vielen seiner Mitgliedsorganisationen geleistet wurde.

Ich möchte hier mal eine Zwischenbemerkung machen zu Ihrem Leistungsbericht oder zu Ihrem Bericht, der ja in seinem Umfang der Geschäftsordnung einer Bundesregierung oder einer Koalition entspricht. Was Sie alles anpacken, was Sie gleichzeitig machen und damit Sie alle miteinander - in gesellschaftspolitischer Sicht, nicht nur in engerer sportlicher Hinsicht - das ist schon beachtlich. Und ich bin bei der Lektüre dieses Berichts in Vorbereitung auf heute nicht einmal eingeschlafen dabei, obwohl ich ihn im Bett gelesen habe. Er ist schon spannend zusammengestellt. Ich glaube, Sie haben die Themen alle alphabetisch geordnet und man wartet immer noch darauf, was kommt jetzt noch, was kommt jetzt noch und das ist Ihnen wirklich gelungen. Ich gratuliere Ihnen auch zu diesem Bericht.

Ich will auch zum Doping etwas sagen, weil es für mich ein sehr persönliches Anliegen ist. Doping, das glaube ich, da stimmen wir alle überein, zerstört die Fairness und die Chancengleichheit. Doping zerstört damit den Wesenskern des Sports und ich bin deshalb froh, dass wir über diese Grunderkenntnisse keinen Dissens haben und im Grunde im Kampf gegen Doping gut aufgestellt sind.

Die Arbeit der NADA und das Anti-Doping-Gesetz sowie unsere bisherigen Auflageregime bei Zuwendungen haben international Vorbildfunktion und das sollten Sie auch immer und immer wieder in der Öffentlichkeit sagen. Das Anti-Doping-Gesetz hat sich mittlerweile in der Praxis bewährt.

Wir müssen aber, das wissen wir alle, am Ball bleiben, wie wir die Dopingbekämpfung noch schlagkräftiger gestalten können. Ein erster Schritt ist die aktuelle Evaluierung des Anti-Doping-Gesetzes. Ohne, dass ich jetzt diesen Ergebnissen vorgreifen will, bin ich offen für eine Verschärfung des Anti-Doping-Gesetzes. Insbesondere die Einführung einer bereichsspezifischen Kronzeugenregelung scheint mir persönlich sinnvoll. Dadurch entstünde für Dopingsünder ein größerer Anreiz zur Offenbarung von Hintermännern und kriminellen Netzwerken.

Ein wichtiger Faktor bei der nationalen Dopingbekämpfung sind die Auflagen zur Befolgung der Anti-Doping-Vorschriften bei Zuwendungsbescheiden an Sportverbände. Mein Haus hat das Anti-Doping-Prüfverfahren neu strukturiert und führt zum 1. Januar 2020, also jetzt für das nächste Jahr, die Unbedenklichkeitsbescheinigung Anti-Doping ein. Diese wird zur zwingenden Voraussetzung für Bundeszuwendungen. Damit muss künftig bereits vor dem Erlass eines Förderbescheids dargelegt werden, dass die Dopingvorschriften eingehalten wurden. Meine Damen und Herren, nachdem Sie hier so zurückhaltend sind in Ihrer Reaktion, will ich Ihnen sagen, man kann nicht auf der einen Seite, wie wir Politiker es oft machen, in Grundsätzen wunderschöne Erklärungen abgeben und sagen, da stimmen wir über ein, aber dann in der Praxis, wenn es um die Umsetzung geht, nicht die notwendigen Konsequenzen folgen lassen.

Ein Stichwort, das ich auch ansprechen möchte, nämlich der Missbrauch, der sexuelle Missbrauch. Wir alle wollen den Sport als einen Raum, der frei ist von Missbrauch und Gewalt. Das gilt insbesondere für Kindesmissbrauch und sexualisierte Gewalt. Und obwohl wir das alles vermeiden wollen, findet es gleichwohl statt. Und ich bin dafür, dass man über solche Dinge auch transparent und offen spricht - und zwar überall und auch im Sport. Wir müssen diese Entwicklung mit allen Kräften verhindern. Das nötigt uns schon der Respekt vor den Opfern ab. Wir können keine Toleranz dulden und dürfen die Opfer in der Not nicht alleine lassen.

Jeder Verband ist für seine Mitglieder verantwortlich. Sie alle treten täglich dafür an, dass es Ihren Athletinnen und Athleten gut und besser geht. Doch was nützt all diese Mühe, wenn Menschen sich nicht frei und im geschützten Umfeld bewegen können. Es sollte ein Qualitätsmerkmal des deutschen Sports sein, dass wir die Strukturen und Verantwortlichkeiten so klären, dass für Missbrauch kein Raum ist. Ich sage noch einmal: Null Toleranz und kein Millimeter Raum für solche Entwicklungen. Ich beziehe mich auf den Weihnachtsgruß des DOSB aus dem letzten Jahr, der nochmal sehr deutlich gemacht hat, dass der regelkonforme Sport die Werte lebt, die für den Erfolg im Sport und für ein gelebtes Gemeinschaftsgefühl unentbehrlich sind. Eltern vertrauen ebenso darauf wie die Kinder auf diese Werteordnung und die Einhaltung. Die Begeisterung für den Sport darf durch das Fehlverhalten weniger nicht beschädigt werden. Ich bitte Sie also: Lassen Sie nicht nach, darin Vorbild zu geben und die notwendige Transparenz und Einbindung aller in den Vereinen und Sportstätten diesbezüglich einzufordern.

Meine Damen und Herren, was mich sehr freut, das ist die Entwicklungen bei sportlichen Großveranstaltungen. Wir haben im Herbst im Schulterschluss mit Gesellschaft, Sport und Politik einen entsprechenden Prozess gestartet. Mit der geplanten nationalen Strategie für Sportgroßveranstaltungen wollen wir das Gestaltungspotential sichtbar machen. Wir werden gemeinsam im nächsten Jahr das weiterbearbeiten und auch hier gilt das schon Gesagte. Wenn allerdings der Wille zur Kooperation fehlt und jeder Kompromiss vereitelt wird, werden wir uns bei den internationalen Wettbewerben um Sportgroßereignisse nicht behaupten können. Und deshalb müssen wir da immer wieder aufeinander zugehen, müssen Kompromisse schließen. Allerdings werde ich immer Wert darauf legen, dass wir versuchen, die Dinge auch regional und für die einzelnen Sportfachverbände gerecht zu gestalten.

Und dass wir die Unterstützung der Bevölkerung gewinnen können, das zeigen einige feststehende Entscheidungen für Sportgroßereignisse. Es wird Sie nicht überraschen, dass mich persönlich besonders freut, dass der Zuschlag für die European Championships 2022 für München erfolgt ist. Das war nicht ganz einfach, der Landeshauptstadt auch klar zu machen, dass ein 50-jähriges Jubiläum der Olympischen Spiele 1972 nicht nur im Interesse des Bundes liegt, sondern auch im Interesse der Landeshauptstadt München. Aber die Bemühungen haben sich gelohnt und jetzt haben wir eine gute Aufgabenteilung zwischen dem Freistaat Bayern, der Landeshauptstadt München und dem Bund. Wir werden uns das dritteln in der Finanzierung und diese Entscheidung – European Championships 2022 in München -  hat jedenfalls in dieser Region zu richtigen Jubelstürmen geführt. Ich habe als junger Mensch die Olympiade 1972 dort erlebt, leider auch mit dem brutalen Attentat. Aber meine Damen und Herren, diese Region lebt noch heute von den Eindrücken dieser Olympiade, auch in der Infrastruktur. Dieses ganze Gelände ist nach wie vor ein Magnet für alle Besucher des Freistaats Bayern und ich persönlich glaube, dass der Ansatz der Championships ein sehr populärer ist.

Wir hatten es ja in Berlin und ich glaube die Schwimmwettbewerbe in Glasgow und das war, obwohl es August war, ungeheuer stark besucht durch die Bevölkerung. Und es war auch so, dass, ja Gott sei Dank, die gebührenfinanzierten Fernsehanstalten den Menschen gezeigt haben, dass sie ihre Gebühren für etwas Sinnvolles verwenden.

Also Championships 2022 ist eine Sache, das andere ist die Ausrichtung der Special Olympic World Games 2023, die Weltspiele für Menschen mit geistiger Behinderung. Neben dem sportlichen Treiben können wir hier ganz besonders die Zukunft einer inklusiven Gesellschaft live erleben und mitgestalten.

Wir kriegen vier Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2020 in München und dann noch die Ausrichtung der Fußball-Europameisterschaft 2024 und das hat jedenfalls in den Regionen, wo die Spiele stattfinden, zu einem Wirbel der Emotionen geführt. Aber es ist wie bei den Special Olympics, wie bei den Championships und anderen Veranstaltungen: Es ist eine Möglichkeit für unsere Athletinnen und Athleten, für unsere Sportler, sich auf dieser Plattform nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit darzustellen. Und auch davon lebt der Sport und leben die Athletinnen und Athleten, dass sie ihr Können auch weltweit präsentieren können.

Ich persönlich würde mich sehr freuen, wir setzen uns auch dafür ein, dass es uns auch noch gelingt, die Universiade 2025 nach Deutschland zu holen. Der Allgemeine Hochschulsportverband steht hierzu mit meinem Haus und den Verantwortlichen in Nordrhein-Westfalen in einem engen Austausch. Und ich hoffe, dass das gelingt, liebe Frau Lohmann, im Sinne dessen, was ich eingangs gesagt habe, dass Wünsche auch immer gleichzeitig Aufträge sind.

Dies alles, was sportliche Großereignisse betrifft - ich habe gehört der hessische Ministerpräsident hat sich heute auch ausdrücklich zu einer Olympiabewerbung Deutschlands bekannt - ich möchte das auch tun. Wenn wir diesen Eindruck, dieses Image wegbekommen: Da geht es in erster Linie um Kommerzialisierung. Sondern es geht einfach um einen Wettbewerb von unseren Athletinnen und Athleten weltweit, im Ursprungsgedanken, wenn auch bescheiden vielleicht, von den ganzen Infrastrukturrahmenbedingungen. Dann glaube ich, haben wir auch eine Chance so etwas wieder nach Deutschland zu bekommen. Wir wollen es und ich sage, wir können es auch in der Bundesrepublik Deutschland. Und deshalb sollten wir nicht nachlassen, weitere sportliche Großereignisse bis hin zu einer Olympiabewerbung nach Deutschland zu holen.

Im nächsten Jahr stehen die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio an.

Ich bin dabei, nicht als Athlet, sondern als Zuschauer. Leider haben die Olympischen Spiele noch keine Wettbewerbe für Jungsenioren und trotzdem ist es ein so großes Ereignis, dass der Sportminister mit seinen Mitarbeitern dort sein wird. Ich erwarte da wirklich erfolgreiche deutsche Sportlerinnen und Sportler. Wobei es mir in erster Linie darauf ankommt, dass sie natürlich immer um den Erfolg ringen.

Das gehört zum Wesen des Sports. Ich habe mal lange Zeit Handball gespielt und als ich dann verstärkt in der Politik tätig wurde, wollte ich weiterspielen, habe aber gemerkt, dass das Leistungsvermögen nicht mehr so passt. Und man wollte uns Älteren auch nicht so direkt sagen, dass wir für die erste Mannschaft nicht mehr in Frage kommen und hat dann eine 1B gegründet. Wir waren immer sehr glücklich, dass wir in der 1B noch einige Jahre spielen durften, aber ich habe auch wieder festgestellt, man will, auch wenn man nicht so trainiert, man will einfach trotzdem gewinnen. Und es verläuft dann ein Samstag oder Sonntag von der Stimmung etwas anders, wenn man auf dem Feld war und einfach nicht gewonnen hat. Und deshalb würde ich das Streben nach dem Erfolg, das ist ein ganz menschliches, ein ganz natürliches - ich sag aber gleich noch was, wo es auch Grenzen gibt -, wird immer da sein beim Menschen. Und trotzdem sage ich den Athletinnen und Athleten, die nach Tokio fahren, dass sie auch mit Stolz und Freude Deutschland präsentieren, repräsentieren sollten und unsere Werte in der ganzen Welt vermitteln sollten. Das werden sie auch tun, das ist eine wunderschöne Gelegenheit, eine moderne, dynamische Bundesrepublik Deutschland in der Welt zu repräsentieren.

Ich gratuliere allen, die heute Ehrennadeln erhalten haben, es waren neun an der Zahl. Ich bedanke mich bei dem Präsidium, beim Vorstand, insbesondere Herr Hörmann und Frau Rücker bei Ihnen, auch für diese unglaubliche Hartnäckigkeit, die Sie an den Tag legen. Und möchte aber auch Ihnen meine Damen und Herren insgesamt den Respekt und den Dank aussprechen. Und zwar dafür, auch das gehört zu meinem Hause, gesellschaftlichen Zusammenhalt zu organisieren, zu unterstützen und auch das Ehrenamt. Und Sie alle bringen ja ganz überwiegend diese Dinge mit der Kraft und mit Ihrer Freizeit ein, die Ihnen zur Verfügung steht. Und das kann man nicht hoch genug schätzen. Es sind Millionen Menschen in Deutschland, die alleine im Sportbereich hier für Menschen, gerade für unsere Jugend, viel einbringen. Und deshalb gründen wir auch als Bundesregierung in Mecklenburg-Vorpommern eine Stiftung zur Unterstützung des Ehrenamtes, vor allem im Zeitalter der Digitalisierung und der unheimlich umfangreichen Regulierungen, die wir ja in unserem Staat haben. Die Unterstützung der Menschen, der Frauen und Männer, die sich im Ehrenamt engagieren.

Aber was mir das allerwichtigste ist für den Zusammenhalt, für das Zusammenstehen, für eine eingeschworene Gemeinschaft der Sportlerfamilie ist, dass das Trachten nach Erfolgen dazugehört, dass man dafür auch hart arbeiten muss, das weiß jeder, der im Sport unterwegs ist. Aber, dass wir über dieses ganze Streben, wie in unserem Leben, auch nie aufhören sollten, eine gewisse Leichtigkeit, eine gewisse Freude an dem, was wir tun, nicht zu verlieren. Im Leben gelingen die Dinge, vor allem auch in der Politik, nur dann, wenn sie vom Herzen kommen. Dann steht der ganze Mensch dahinter und wenn sie nicht nur aus Technokratie und Kalkül und Ähnlichem entstehen. Die Freude, die Leichtigkeit, ich habe es in meinem Gespräch auch mit der Athletenkommission zum Ausdruck gebracht, das dürfen wir nicht vergessen. So wichtig das Trachten nach Erfolg ist, nach Medaillen, dass wir, mal im Rückblick betrachtet, ganz gleich wie erfolgreich wir sind oder wo wir auch mal Niederlagen verkraften müssen, dass man immer sagen kann: Das war eine Bereicherung für mein Leben, das war ein wunderschöner Lebensabschnitt. Und das gelingt nur, meine lieben Sportsfreunde, wenn es vom Herzen kommt. Wenn die Freude jeden Tag mit dabei ist. Die Freude, und ich sage als Politiker, der jetzt bald genau 50 Jahre in der Politik tätig ist: Was man nicht mit dem Herzen anpackt, gelingt auch nicht. Und deshalb will ich zum Schluss gesagt haben, dass Sie bei allem was wichtig ist, bei den Finanzen, bei Ihrem Bericht, bei den Strukturen, die Sie natürlich auch geordnet halten müssen, ist wichtig, dass Sie diese Leichtigkeit und die Freude an Ihrem Tun nicht vergessen. Sie bereichern damit Ihr eigenes Leben. Ich danke Ihnen.