Bundesinnenministerium fördert App zur Hilfe bei häuslicher Gewalt mit 3,7 Millionen Euro

Typ: Pressemitteilung , Datum: 01.10.2023

Gewalttagebuch ermöglicht gerichtsverwertbare Dokumentation von Übergriffen / App läuft versteckt auf dem Smartphone

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) fördert ab dem heutigen 1. Oktober 2023 bis Ende 2026 eine App, die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen individuelle und konkrete Unterstützung bietet. Die App läuft versteckt auf dem Smartphone. Die derzeit in den Regionen Berlin und Hannover als Pilotprojekt angebotene App wird mit Unterstützung des BMI künftig in fünf Bundesländern für Betroffene von häuslicher Gewalt nutzbar sein.

Zugleich soll die App technisch und inhaltlich weiter verbessert werden. Neben dem bereits umgesetzten Gewalttagebuch zur gerichtsverwertbaren Dokumentation von Übergriffen und den Hinweisen auf Unterstützungseinrichtungen soll ein lautloser Notruf für akute Gefahrensituationen umgesetzt werden. Geplant ist ebenso eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser: „Häusliche Gewalt ist für viele Frauen ein furchtbarer Teil des Alltags. Niemand darf die betroffenen Frauen damit allein lassen. Ich freue mich, dass mit der App des Vereins ‚Gewaltfrei in die Zukunft‘ das bestehende Hilfs- und Unterstützungssystem um einen weiteren Baustein ergänzt wird. Durch dieses digitale Innovationsprojekt unter intensiver Zusammenarbeit mit den Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden können wir betroffene Frauen in ihrer sehr schwierigen persönlichen Situation besser unterstützen und begleiten."

Vorstandsvorsitzende des Vereins Gewaltfrei in die Zukunft Stefanie Knaab: „Unser innovatives Projekt leistet im Rahmen neuster digitaler Möglichkeiten einen effektiven Beitrag zum Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt im häuslichen Kontext. Wir werden in den kommenden drei Jahren unsere geschützte App mit noch mehr hilfreichen Funktionen ausstatten und sie in mehreren Bundesländern sukzessive implementieren. Häusliche Gewalt ist ein strukturelles Problem, das von vielen Seiten bearbeitet und bekämpft werden muss. Deshalb bin ich dem Bundesministerium des Innern und für Heimat und insbesondere Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie den Haushaltsberichterstattern im Bundestag dankbar für den Beschluss dieser Förderung und freue mich auf die multidisziplinäre Zusammenarbeit."

Für die Förderung durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat sind ab Oktober 2023 bis Ende 2026 insgesamt Mittel in Höhe von rund 3,72 Millionen Euro vorgesehen.

Das Lagebild Häusliche Gewalt des BKA für das Jahr 2022 zeigt, dass statistisch betrachtet an jedem dritten Tag eine Frau durch die Tat ihres Partners oder Ex-Partners getötet wurde. Insgesamt gab es 2022 157.818 Opfer von vollendeten und versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt, 9,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahlen von polizeilich registrierter Häuslicher Gewalt steigen nahezu kontinuierlich an, in den letzten fünf Jahren um 13 Prozent.

Doch viele Taten werden der Polizei nicht gemeldet, etwa aus Angst oder Scham. Wie groß dieses Dunkelfeld ist, erhebt aktuell die Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag“, die durch das BMI, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie das Bundeskriminalamt gemeinsam verantwortet wird.

Informationen zur App „Gewaltfrei in die Zukunft“:

www.gewaltfrei-in-die-zukunft.de

Lagebild Häusliche Gewalt des Bundeskriminalamts:

www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/HaeuslicheGewalt/haeuslicheGewalt_node.html

Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Belastung im Alltag“:

www.bka.de/lesubia

Der Platz vor dem Dienstgebäude am Moabiter Werder

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