Deutsch-tunesische Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz: Ehrenamt international
Pressemitteilung 07.03.2023
10-jähriges Jubiläum des THW für Projektarbeit in Tunesien
Bereits seit zehn Jahren arbeiten die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und die tunesische Zivil- und Katstrophenschutzbehörde "Office National de la Protection Civile“ (ONPC) im Rahmen von Projekten zusammen. Seit 2012 unterstützt das THW die Partnerbehörde ONPC beim Auf- und Ausbau von ehrenamtlichen Strukturen im tunesischen Bevölkerungsschutz. Finanziert wird die Projektzusammenarbeit aus dem Haushalt des Auswärtigen Amtes.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser: "Ich danke unseren tunesischen Partnern für die langjährige vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit. Auf Seiten des THW waren bisher über 500 Ehrenamtliche aus ganz Deutschland an der Umsetzung des Projekts beteiligt – auch ihnen danke ich sehr herzlich für ihr großes Engagement. Durch diese internationale Vernetzung im Bevölkerungsschutz können wir voneinander lernen und wichtige Erfahrungen sammeln.
So ist eine starke Einbindung von ehrenamtlichen Einsatzkräften in den tunesischen Bevölkerungsschutz gelungen. Es freut mich sehr, dass der Frauenanteil unter den Ehrenamtlichen in Tunesien mit 45 Prozent besonders hoch ist. Da sind uns die Kolleginnen und Kollegen etwas voraus."
Mittlerweile unterstützen die tunesischen Ehrenamtlichen nach deutschem Vorbild die hauptamtlichen Einsatzkräfte auf regionaler Ebene unter anderem bei der Bewältigung von Verkehrsunfällen, Überschwemmungen, Waldbränden und anderen Notlagen. Insgesamt haben sich inzwischen rund 3.200 Ehrenamtliche in Tunesien registriert, davon sind 45 Prozent Frauen. Es wurden gemeinsam mit den Ehrenamtlichen 22 Ehrenamtsvereine aufgebaut. Durch den Aufbau gemeinsamer Einheiten von haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften wird die Zusammenarbeit aktiv gefördert.
Zu diesem Zweck wurde die standardisierte und modular aufgebaute THW-Grundausbildung für Ehrenamtliche an die Rahmenbedingungen in Tunesien angepasst. Neben der Ausbildung und Beratung werden die tunesischen Partner mit Material- und Fahrzeuglieferungen unterstützt. Über 200 ehemalige THW-Fahrzeuge wie Kipper, Mannschaftstransportwagen oder geländegängige Unimogs wurden per Schiff nach Tunesien überführt und sind heute landesweit im Einsatz. Daneben hat das THW auch Neufahrzeuge für den tunesischen Katastrophenschutz beschafft.
In der Ausbildung der tunesischen Einsatzkräfte setzt das THW auf Multiplikatoren. Die ONPC-Ausbilderinnen und Ausbilder werden im Rahmen von sogenannten „train the trainers“-Maßnahmen geschult und geben ihr Wissen in der Ausbildung der Ehrenamtlichen in Tunesien weiter. Neben der Grundausbildung wurden gemeinsame Trainings zur Wartung und Pflege von Material sowie spezialisierte Ausbildungen zum Umgang mit Hochleistungspumpen oder hydraulischen Rettungsgeräten entwickelt. Während der Corona-Pandemie konnte die Ausbildung durch Online-Schulungen fortgeführt werden. Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist der Aufbau von Einsatzeinheiten zur Bewältigung von Hochwasserschadenslagen. Zu diesem Zweck hat das THW insgesamt 20 Hochleistungspumpen für die tunesischen Einheiten beschafft und an die Kolleginnen und Kollegen in Tunesien übergeben.
Die Projektzusammenarbeit in Tunesien dient darüber hinaus als Blaupause für andere Länder. Inzwischen betreibt das THW ähnliche Projekte zum Aufbau von ehrenamtlichen Strukturen in Jordanien sowie im Irak.