Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland
Meldung Sicherheit 19.11.2024
Bundesministerinnen Faeser und Paus veröffentlichen erstmals Lagebild zu „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten".
Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesfamilienministerin Lisa Paus haben am Dienstag erstmals das Lagebild zu „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten" vorgestellt. Das Lagebild stellt Zahlen aus unterschiedlichen Datenquellen zusammen, um zu zeigen, dass Frauen und Mädchen in vielerlei Hinsicht Opfer von Straftaten und Gewalt werden - eben, weil sie Frauen und Mädchen sind.
„Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Fast jeden Tag sehen wir einen Femizid in Deutschland. Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt. Jeden Tag werden mehr als 140 Frauen und Mädchen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. Sie werden Opfer, weil sie Frauen sind. Das ist unerträglich – und verlangt konsequentes Handeln“
, fasste Bundesinnenministerin Faeser auf der Pressekonferenz zusammen.
Fast täglich findet ein Femizid statt, alle drei Minuten sind Frauen Opfer von häuslicher Gewalt
In allen Bereichen sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Besonders erschreckend: Fast täglich wird in Deutschland ein Femizid begangen, also eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist.
68,6 Prozent der Tötungsdelikte werden dem Bereich der Häuslichen Gewalt zugeordnet. Das bedeutet, dass die meisten Mädchen und Frauen durch innerfamiliäre Gewalt oder Partnerschaftsgewalt getötet werden. Von Häuslicher Gewalt waren im Berichtszeitraum 2023 180.715 weibliche Opfer betroffen, das ist eine Zunahme von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Überwiegend männliche Tatverdächtige
Im Bereich der Sexualstraftaten wurden 2023 mehr weibliche Opfer im Vergleich zum Vorjahr gezählt. Mit insgesamt 52.330 Frauen und Mädchen hat die Zahl im Vergleich um 6,2 Prozent zugenommen. Die überwiegende Anzahl der Tatverdächtigen bei den Fällen mit mindestens einem weiblichen Opfer ist männlich.
Bei der Pressekonferenz betonte Ministerin Faeser: „Neben harten Strafen brauchen wir verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings und elektronische Fußfesseln, damit die Täter ihr Verhalten tatsächlich ändern und sich betroffenen Frauen nicht mehr unbemerkt nähern können.“
Digitale Gewalt nimmt zu
Auch im Digitalen Raum haben die Angriffe auf Frauen zugenommen. 62,3 Prozent der Opfer Digitaler Gewalt sind weiblich. 2023 wurden über 17.139 Frauen und Mädchen Opfer zum Beispiel von „Cyberstalking“ oder „Cybergrooming“. Unter Cyberstalking versteht man das Nachstellen, Verfolgen und auch Überwachen einer Person mit digitalen Hilfsmitteln. Dies geschieht insbesondere in Beziehungen, wovon beispielsweise sowohl aktuelle als auch ehemalige Partnerinnen oder Partner betroffen sein können. Cybergrooming beschreibt die gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet.
In den anderen Deliktfeldern, die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden, wurden ebenfalls steigende Opferzahlen registriert:
- Von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung waren 2023 591 Frauen und Mädchen betroffen, das bedeutet einen Anstieg um 6,9 Prozent. Frauen und Mädchen unter 21 Jahren machen mit 31,5 Prozent beinahe ein Drittel der weiblichen Opfer aus.
- Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit Politisch motivierter Kriminalität. Mit 322 Straftaten im Berichtsjahr 2023 wird ein Anstieg um 56,3 Prozent zum Vorjahr verzeichnet.