Befragung ukrainischer Kriegsflüchtlinge

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Migration , Datum: 04.04.2022

Jung, berufstätig und überwiegend weiblich. Eine Befragung ukrainischer Kriegsflüchtlinge liefert erste Erkenntnisse über wichtige Bedarfe und Motivation bei der Wahl des Fluchtziels.

Um mehr über die Bedarfe ukrainischer Geflüchteter zu erfahren, hat das Bundesinnenministerium eine systematische Befragung beauftragt. Vom 24. März bis 29. März wurden insgesamt 1.936 Interviews in Berlin, Hamburg und München und auf den Webseiten von BMI, BAMF und Germany4Ukraine.de geführt. Die Ergebnisse stellen außerdem erste belastbare Informationen zu Altersstruktur, Berufstätigkeit in der Ukraine oder Bildungshintergrund der Geflüchteten dar. 

Überwiegend Frauen mit Kindern 

Bei den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine handelt es sich ganz überwiegend um Frauen (84%), von denen 58% gemeinsam mit ihren Kindern geflüchtet sind, lediglich 17% sind alleine ohne Begleitung gekommen (überwiegend Ältere). Das Durchschnittsalter der Geflüchteten liegt bei 38,2 Jahren.

Der Großteil der Befragten war vor der Flucht berufstätig. 92 Prozent gingen in der Ukraine einer Beschäftigung nach oder waren in Ausbildung.

Berlin beliebtestes Fluchtziel

Die häufigste Fluchtroute führte über Polen (65%), gefolgt von den übrigen Anrainerstaaten der Ukraine mit ähnlichen Anteilen. Immerhin jeder Fünfte ist mit dem eigenen Pkw nach Deutschland gekommen, am häufigsten Männer mit Kindern. Für 82% der Befragten kam nur Deutschland als Fluchtziel in Frage, daneben wurden am häufigsten Polen, die Schweiz, Italien, Tschechien und die Niederlande als mögliches Ziel genannt.

42% der Befragten halten sich gerade in Großstädten ab 500.000 Einwohnern auf, davon 14% in Berlin, 3% in Hamburg und 5% in München. Damit ist Berlin gegenwärtig am deutlichsten von den Flüchtlingsbewegungen belastet. Insgesamt wurden in der Befragung über 500 verschiedene Orte genannt. Für die Wahl des jetzigen Aufenthaltsortes sprach vor allem, dass dort Freunde oder Verwandte wohnen, die Stadt von Freunden empfohlen wurde, man dort am besten Arbeit finden kann und glaubt, in einer großen Stadt besser zurechtkommen zu können. Das Arbeitsargument sprach neben den sozialen Kontakten am deutlichsten für die Großstädte.

Germany4Ukraine vertrau­enswürdige Informations­quelle

Das Hilfeportal der Bundesregierung ist bei knapp der Hälfte der Befragten bekannt. 48% gaben an, die Website Germany4Ukraine.de zu kennen. 33% sagten, die Seite bereits besucht zu haben, weitere 14% kannten sie nur dem Namen nach. Unter den Besuchern hat diese Website ein außerordentlich gutes Image. Nahezu alle finden sie vertrauenswürdig, würden sie weiterempfehlen und halten sie für eine große Hilfe für Geflüchtete. 92% bezeichnen die Seite als gut gemacht, ebenfalls 92% fanden dort alle wichtigen Informationen.

Am wichtigsten sind den Befragten am jetzigen Ort finanzielle Hilfen, medizinische Versorgung und Hilfestellung bei Behördengängen, aber auch kostenfreier Nahverkehr, eine eigene Wohnung oder feste Unterkunft und Ansprechpartner, die Ukrainisch sprechen. Psychologische Hilfe halten 52% der Befragten für wichtig.

Ein Drittel rechnet mit baldiger Rückkehr

Lediglich 42% der Befragten wollen grundsätzlich unbedingt am jetzigen Ort bleiben, 5% überlegen, in eine andere Stadt zu ziehen und 2% denken über den Umzug in ein anderes Land nach. 32% rechnen damit, bald in die Ukraine zurückkehren zu können, 19% haben noch keinerlei Pläne.

Auf Nachfrage wären 53% der Befragten bereit, auch in eine andere oder kleinere Stadt umzuziehen. Gegen eine andere Stadt sprechen vor allem soziale Kontakte am gegenwärtigen Aufenthaltsort (32%) und bessere Jobaussichten (16%).

Weitere Details zur Umfrage finden Sie auch hier.