Den inneren Schweinehund besiegen

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Sport , Datum: 02.08.2018

Unser Kollege Pierre Senska tritt für Deutschland beim Para-Straßenrennen an.

Unser Kollege Pierre Senska ist aktuell nicht im Dienst. Denn er vertritt Deutschland bei der Para-Radsport-WM in Italien. Kurz vor seiner Abreise hat er sich jedoch noch für ein Interview zur Verfügung gestellt.

Wir jubeln mit unserem Kollegen: Pierre Senska gewann sensationell zum vierten Mal in Folge den Weltmeistertitel im Straßenrennen! Herzlichen Glückwunsch!!!

Wie sind Sie zum Radsport gekommen? Seit wann betreiben Sie diesen Sport?

Das ist keine Frage, die einfach zu beantworten ist. Radsport betreibe ich ungefähr seit dem Jahr 2000 / 2001. Die Liebe zum Radsport ist mit der Zeit gewachsen. Als kleiner Junge wollte ich Fußballspieler werden. Zu dieser Zeit bin ich aber auch schon sehr viel Rad gefahren, sodass ich mich irgendwann im Radverein angemeldet habe und dann kam eins zum anderen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer und Pierre Senska im Gespräch Bundesinnenminister Horst Seehofer und Pierre Senska im Gespräch (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: BMI

Was bedeutet Ihnen der Sport?

Den inneren Schweinehund zu besiegen, um die Ziele zu erreichen, die man sich gesetzt hat. Wenn man Leistungssport auf olympischem und paralympischem Niveau betreibt und unter den Besten mitfährt, muss man dem Sport alles andere unterordnen. Dieser hat oberste Priorität und das komplette Alltagsleben ist nach dem Sport ausgerichtet. Nur so besteht eine Chance ein Teil der Weltspitze zu sein.

Ein ausgeprägtes Privatleben ist vor der Weltmeisterschaft für mich nicht möglich, mein Tagesablauf ist streng geregelt. Das kann natürlich teilweise zu einer Belastung werden, aber ich mache meinen Sport gerne und weiß wofür ich diese Einschränkungen in Kauf nehme. Es sind die Moment, in denen ich oben auf dem Podium stehe, die alle Strapazen vergessen lässt.

Sie starten in der Wettkampfklasse C1, was bedeutet das?

Im Para Radsport gibt es vier verschiedene Arten von Fahrrädern: das normale Fahrrad, das Dreirad, das Tandem und das Handbike. Ich fahre mit einem normalen Fahrrad. Bei diesem ist C1 die schwierigste Startklasse. In dieser Wettkampfklasse müssen an mindestens zwei Gliedmaßen Beeinträchtigungen vorliegt. Seit Geburt an habe ich an beiden Beinen keine Wadenmuskulatur, wodurch ich unter die Startklasse C1 falle.

Welche ist Ihre Parade-Disziplin?

Ganz klar das Straßenrennen. Als Berliner kommt mir natürlich eine flache oder hügelige Strecke deutlich mehr entgegen, als eine Bergetappe. Meine größte Stärke ist der Sprint.

Was erhoffen Sie sich von der Weltmeisterschaft 2018?

Als amtierender Weltmeister möchte ich natürlich unbedingt meinen Titel verteidigen. Man muss sich aber auch bewusst sein, dass die Konkurrenz nicht schläft und ebenfalls hart trainiert. Sollten meine Kontrahenten im Rennen besser abschneiden als ich muss ich das akzeptieren. Wichtig ist hierbei am Wettkampftag alles zu geben und seine körperlichen Grenzen zu überschreiten. Ob das am Ende für den Sieg reicht, wird sich zeigen. Leider muss man im Sport auch mit Rückschlägen umgehen können.

Welcher sportliche Erfolg war für Sie persönlich am wichtigsten?

Das ist schwer zu sagen, im Straßenrennen bin ich schon fünfmal Weltmeister geworden. Jeder Titel hat für sich seinen eigenen Reiz. Der wertvollste Sieg für mich war aber sicherlich der Weltmeistertitel 2015. Den habe ich auf einer sehr bergigen Strecke gewonnen, welche mir weniger liegt. Mit diesem Titelgewinn hatte keiner gerechnet. Ich möchte aber keinen Sieg besonders herausheben. Jedes gewonnene Rennen, ob bei einer Weltmeisterschaft oder einer Deutschen Meisterschaft, motiviert mich zum Kämpfen und das macht für mich den Straßenradsport aus.

Was treibt Sie persönlich an? Woraus ziehen Sie Ihre Motivation?

Was mich mit anderen Sportlern verbindet, ist sicherlich dieser besondere Ehrgeiz die persönliche Bestleistung zu erzielen und zu gewinnen. Man könnte fast sagen, dass wir süchtig danach sind. Für einen Sportler es gibt nichts Schöneres als oben auf dem Siegerpodest zu stehen und die Nationalhymne zu hören.