Die Jagd nach dem perfekte Rennen

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Sport , Datum: 02.08.2018

Andrea Eskau - amtierende Weltmeisterin auf dem Handbike - im Interview

Andrea Eskau ist nicht nur amtierende Weltmeisterin in der Startklasse H5 (Radsport), sitzend. Sie ist auch Mitarbeiterin im Bundesinstitut für Sportwissenschaften (BISp), das zum Geschäftsbereich des BMI gehört.

Andrea Eskau hat bei der Para Radsport-WM nicht nur eine Silbermedaille im Einzelzeitfahren ihrer Startklasse H5 gewonnen, sie wurde auch Weltmeisterin im Straßenrennen! Wir gratulieren von Herzen!

Interview mit Andrea Eskau

Vor Beginn der Weltmeisterschaften im Para Radsport - Straße hat Frau Eskau sich für ein Interview zur Verfügung gestellt.

Sie können bereits heute auf eine sehr erfolgreiche Karriere im Sport zurückblicken, in welcher Sie eine Vielzahl an Titeln sowohl im Sommer- als auch im Wintersport gewinnen konnten. Es wäre daher interessant zu erfahren, wie Sie überhaupt zum Sport gekommen sind und was Ihnen der Sport bedeutet.

Ich habe schon als Kind mit dem Leistungssport begonnen, damals war ich eine begabte Leichtathletin mit sehr guten Ergebnissen auf den Mittelstrecken. Später habe ich auch noch den Radsport und den Triathlon für mich entdeckt. Durch meinen Unfall ist der Sport erst einmal völlig in den Hintergrund getreten. Erst durch die Anschaffung eines Begleithundes und der daraus resultierenden Bewegung mit einem Handbike habe ich zum paralympischen Sport gefunden. Heute kann ich mir ein Leben ohne meine Sportgeräte kaum noch vorstellen, ich benutze sie täglich und genieße die Freiheit, welche sie mir bieten.

Vor allem in der sportlichen Laufbahn muss man neben Erfolgen auch mit Rückschlägen umgehen können. Woraus ziehen Sie in diesen Momenten Ihre Motivation? Was treibt Sie persönlich an?

Gerade die Niederlage oder das "nicht perfekte Rennen" bietet eine enorme Motivation, es beim nächsten Mal besser zu machen. Für mich geht es immer um die Verbesserung und die Weiterentwicklung. Ich versuche immer wieder die Dinge zu perfektionieren. Meine Erfahrungen sind auch für meine beruflichen Herausforderungen sehr wertvoll.

Sie sind im Para Radsport wie auch im Para Ski nordisch als Ausnahmeathletin an der Weltspitze sehr erfolgreich. Welche Sportart bzw. welche Wettbewerbe bereiten Ihnen persönlich mehr Freude und warum?

Da die Sportarten mit den Jahreszeiten wechseln, kann ich immer passend zu den äußeren Bedingungen trainieren. Da ich sowohl den Sommer als auch den Winter sehr gern mag, finde ich die Mischung perfekt. Ich mache beide Sportarten sehr gern, wobei ich eine besondere Herausforderung in den Biathlon-Wettbewerben sehe. Hier ist neben einer perfekten Ausdauer, auch die nötige Konzentration und Ruhe notwendig für einen Erfolg.

In den unterschiedlichsten Disziplinen haben Sie eine Vielzahl an Titeln und Medaillen gewonnen. Welcher sportliche Erfolg war für Sie besonders bedeutsam und welche Geschichte steht dahinter?

Eine besondere Bedeutung hat für mich der Gewinn der Goldmedaille im 5 Kilometer Langlauf in Sotchi. Leider konnte ich in Sotchi meine Erwartungen nicht voll erfüllen und hatte somit eine Reihe schmerzhafter Niederlagen zu verkraften. Nachdem ich am ersten Tag Gold im Biathlon gewinnen konnte, folgten 5 Rennen ohne einen Medaillenerfolg. Bei fast allen Rennen war ich als Medaillenkandidatin gestartet und konnte diese Hoffnung nicht erfüllen. Dann am letzten Wettkampftag konnte ich trotz gesundheitlicher Probleme noch einmal alles aus mir herausholen und zeigen wofür ich so lange trainiert hatte. Aus diesen Niederlagen konnte ich sehr viel lernen. Ich habe mich danach nie wieder unter solchen Druck gesetzt und gehe viel gelassener mit den sportlichen Resultaten um.

In Ihrer langen Leistungssportkarriere blicken Sie auf eine Vielzahl an sportlichen und emotionalen Momente zurück. Welcher dieser Momente war der prägendste?

Der Gewinn meiner ersten paralympischen Goldmedaille in Peking 2008 war für mich ein unvergesslicher Moment. Die paralympischen Spiele haben ein ganz besonderes Flair, welches mit einer Weltmeisterschaft nicht zu vergleichen ist. Alles ist größer und aufregender und der Druck auf den Athleten ist deutlich höher. Wenn man dann das erste Mal so ein wichtiges Rennen gewinnen kann ist man einfach nur glücklich und sehr stolz.

Vom 2. bis 5. August 2018 findet in Italien die Straßen-Weltmeisterschaft im Para Radsport statt. Sie nehmen an diesem Wettbewerb als amtierende Weltmeisterin im Zeitfahren und im Straßenrennen teil. Welche Erwartungen und Hoffnungen verbinden Sie mit der Weltmeisterschaft in Italien?

Aufgrund der großen Belastung durch die paralympischen Spiele in Pyoengchang musste ich bei meiner Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften einige Abstriche machen. Ich bin nicht in der ausgezeichneten Verfassung des letzten Wettkampfjahres. Ich hoffe aber, aufgrund meiner großen Rennerfahrung trotzdem in die Medaillenvergabe eingreifen zu können. Aber wie ich bereits angedeutet habe, sind die sportlichen Erfolge für mein persönliches Glück nicht von so großer Bedeutung.