"Muslimisches Leben in Deutschland" - Vollversion der Studie
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25.06.2009
Mit der Studie "Muslimisches Leben in Deutschland" des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge liegt die erste bundesweit repräsentative Datenbasis vor. Anlässlich der vierten Plenarsitzung der Deutschen Islam Konferenz wurde sie am 25.06.2009 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
Sie gibt mit ca. 6.000 befragten Personen aus 49 muslimisch geprägten Herkunftsländern einen umfassenden Überblick über das muslimische Leben in Deutschland. Dargestellt werden insbesondere die Anzahl der Muslime in Deutschland, die Glaubensrichtungen, religiöse Praxis und verschiedene Aspekte der Integration.
Die Studie ist auf Anregung der Arbeitsgruppe 1 der Deutschen Islam Konferenz in Auftrag gegeben worden und hat das Ziel, den Alltag der muslimischen Bevölkerung zu untersuchen und darzustellen und damit zur Versachlichung der Diskussion zu Muslimen in Deutschland beizutragen.
Zentrale Ergebnisse der Studie "Muslimisches Leben in Deutschland" sind:
- Mehr Muslime in Deutschland als bisher angenommen: Die Studie ergibt zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime in Deutschland. Rund die Hälfte der in Deutschland lebenden Muslime mit Migrationshintergrund aus den berücksichtigten Herkunftsländern sind bereits deutsche Staatsangehörige.
- Defizite bei der strukturellen Integration: Die Studie macht deutlich, dass Probleme bei der strukturellen Integration, u.a. mit Blick auf Schulabschlüsse oder Erwerbstätigkeit, bestehen. Hierbei zeigt sich, dass türkische Migranten nicht nur im Vergleich zu Migranten aus südeuropäischen Anwerbeländern und zu Aussiedlern, sondern auch im Vergleich zu Migranten aus anderen muslimischen Herkunftsländern beim Indikator Schulbildung relativ schlecht abschneiden. Dies erklärt sich vor allem durch extrem niedrige Werte bei türkischen Frauen der ersten Zuwanderergeneration.
- Bildungsaufstieg bei den nachfolgenden Generationen: Differenziert man nach erster und zweiter Zuwanderergeneration zeigt sich bei allen Herkunftsgruppen, dass die Angehörigen der zweiten Generation deutlich häufiger als ihre Elterngeneration das deutsche Schulsystem mit einem Schulabschluss verlassen. Dies gilt insbesondere für weibliche Muslime. Hier lässt sich ein Bildungsaufstieg erkennen. Trotz dieses generell feststellbaren Bildungsaufstiegs weist die relativ hohe Quote an Schulabgängern ohne Abschluss und der vergleichsweise niedrige Anteil an Abiturienten auf weiter bestehende Bildungsdefizite hin.
- Die soziale Integration ist besser, als vielfach angenommen: Mehr als die Hälfte der Muslime über 16 Jahre sind Mitglied in einem deutschen Verein, nur 4 Prozent sind ausschließlich Mitglied in einem herkunftslandbezogenen Verein. Die überwiegende Mehrheit muslimischer Mädchen und Jungen nimmt am gemischtgeschlechtlichen Sport- und Schwimmunterricht teil. Insgesamt bleiben jedoch 7 Prozent der muslimischen Mädchen einem angebotenen gemischt-geschlechtlichen Schwimmunterricht fern und 10 Prozent nehmen nicht an Klassenfahrten teil. Hier bleibt die Integrationspolitik gefordert.
- Geringer Organisationsgrad der Muslime: Nur ca. 20 Prozent der Muslime sind in religiösen Vereinen und Gemeinden organisiert. Weniger als 25 Prozent der Muslime fühlen sich ohne Einschränkung von den in der DIK präsenten islamischen Verbänden vertreten.
- Wunsch nach islamischem Religionsunterricht unter Muslimen sehr weit verbreitet: 76 Prozent der Muslime bzw. 84 Prozent der Sunniten sprechen sich für die Einführung von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen aus.
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