Demografie-Radar
Artikel Heimat & Integration
Deutschland befindet sich mitten im demografischen Wandel. Das Demografiereferat in der Heimatabteilung hat dazu einen Demografie-Radar entwickelt. Er zeigt die regionalen Disparitäten in der Bevölkerungsentwicklung und Alterung. Anhand der Lebenserwartung schließlich zeigen sich regionale Unterschiede in den Lebensverhältnissen.
Nie zuvor haben Menschen in Deutschland so lange gesund gelebt. Gleichzeitig sind die Geburtenraten dauerhaft niedrig. Seit 1972 übersteigt die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen. Dies hat zu einer Erhöhung des Durchschnittsalters der Bevölkerung beigetragen. Die Bevölkerungszahl ist aber zumindest bisher dennoch weiter angestiegen. Dies hängt damit zusammen, dass die Menschen länger leben und dass über die letzten Jahrzehnte mehr Menschen zu- als abwanderten. Anfang 2020 lebten rund 83,2 Millionen Menschen in Deutschland.
Bevölkerungsverteilung
Im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern ist Deutschland durch dezentrale Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen mit zahlreichen größeren Ballungszentren geprägt. Dies spiegelt sich auch in der Bevölkerungsverteilung wider.
In hellen bis dunklenblautönen wird die Einwohnerdichte pro Landkreis dargestellt. Je mehr Einwohner pro Quadratkilometer im Landkreis wohnen, desto dunkler die Farbe. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Regionale Disparitäten
Der demografische Wandel verläuft regional sehr unterschiedlich. Neben Regionen mit Bevölkerungsverlusten und einer relativ starken Alterung gibt es auch viele wachsende Regionen, die vom Zuzug insbesondere jüngerer Menschen profitieren.
Bevölkerungswachstum in den Kreisen werden in fünf Farbtönen dargestellt: orange -36 bis -20, hellorange -20 bis -5, grau -5 bis 5, hellblau 5 bis 20, dunkelblau 20 bis 45,8 (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Go East: Seit 2017 mehr Umzüge von Westdeutschland in die ostdeutschen Flächenländer
Im Jahr 2017 verzeichneten die fünf ostdeutschen Bundesländer ohne Berlin einen Wanderungsgewinn von rund 4.000 Menschen gegenüber Westdeutschland. Bezieht man Berlin in die Berechnung mit ein, ergab sich sogar ein Überschuss von 14.000 Personen. Auch nach 2017 zogen mehr Menschen von West nach Ost als umgekehrt. 2019 betrug der Wanderungsgewinn für Ostdeutschland ohne Berlin 1.000 Personen, einschließlich Berlin waren es 11.000.
Damit ist die lange anhaltende Tendenz der Ost-West-Wanderung gestoppt - in den Jahren 1991 bis 2016 hatten die ostdeutschen Flächenländer insgesamt mehr als 1,2 Millionen Bürger an den Westen verloren. Ursächlich für die Trendwende in der Wanderungsbilanz ist vor allem der kontinuierliche Rückgang der Abwanderung aus dem Osten: Verließen 2001 noch rund 192.000 Menschen Ostdeutschland in Richtung Westen, so waren es 2019 - wie auch schon in 2017 und 2018 - nur noch rund 90.000. Die Wanderungen Richtung Osten blieben dagegen weitestgehend konstant.
Außerdem gibt es regionale Unterschiede von Wanderungsgewinnern und -verlierern: Innerhalb von Ostdeutschland weisen Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern positive Salden gegenüber Westdeutschland auf, Sachsen-Anhalt und Thüringen dagegen negative Salden.
Demografische Alterung
Der Anteil der älteren Bevölkerung relativ zur Gesamtbevölkerung vergrößert sich. Das Durchschnittsalter steigt insgesamt. Es gibt aber auch hier Regionen, die ein deutlich höheres Durchschnittsalter aufweisen als andere.
Das Durchschnittsalter ist fünf Farbtönen dargestellt von hell- nach dunkelblau: 40,3 bis 43, 43 bis 44, 44 bis 45, 45 bis 46, 46 bis 50,8 (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
"Babyboomer“ gehen in Rente
Die zwischen 1955 und 1969 geborenen "Babyboomer" werden in den kommenden 20 Jahren das Rentenalter erreichen. Dadurch werden sich die Auswirkungen der demografischen Alterung auf den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme deutlich verstärken.
Der Anteil der über 67-Jährigen gegenüber der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird sich erheblich vergrößern. Die Altersgruppe der über 67-Jährigen wächst bis 2030 um 18 %, die der 80-Jährigen und Älteren um 8 % gegenüber heute.
Lebenserwartung als Indikator für die Lebensverhältnisse:
Seit 1960 ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland um knapp 12 Jahre gestiegen. Regional schwankt die Lebenserwartung aber, was mit Unterschieden in den Lebensverhältnissen und dem gesundheitsrelevanten Verhalten zu tun hat. Spitzenreiter ist der Landkreis Starnberg mit 83,6 Jahren, während die Lebenserwartung in Bremerhaven bei 77,7 Jahren liegt.
Die Darstellung in fünf Blautönen. Von 77,7 bis 80 ganz hellblau. nächstdunklerer Farbton 80 bis 80,5, nächstdunklerer Farbton 80,5 bis 81, nächstdunklerer Farbton 81 - 81,5, dunkelster Farbton 81,5 bis 83,6 (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Hinweis: Die Lebenserwartung ist ein Indikator, um Sterblichkeitsunterschiede in Bevölkerungen zu vergleichen. Sie wird einen Zeitraum berechnet (hier: 2015 - 2017) und sollte nur bedingt als Anhaltspunkt verwendet werden, welche durchschnittlichen Lebenslängen Neugeborene in den nächsten Jahrzehnten erreichen werden.
Lebenserwartung
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland beträgt bei Geburt für Männer 78,6 Jahre und für Frauen 83,4 Jahre. 65-jährige Männer können derzeit im Durchschnitt noch mit weiteren 17,9 Jahren Lebenszeit rechnen, gleichaltrige Frauen mit 21,1 Jahren.
In den letzten Jahrzehnten erhöhte sich die Lebenserwartung um rund 3 Monate pro Jahr, wobei vor allem die Sterblichkeit in den höheren Altersgruppen abnimmt.
Demografieresilienz – Handlungsfähigkeit im demografischen Wandel stärken
Bei der Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse benötigen vor allem die Regionen Unterstützung, die seit langem Bevölkerungsverluste und Alterung erfahren. Hierzu hat die Bundesregierung mit der Demografiestrategie "Jedes Alter zählt - für mehr Wohlstand und Lebensqualität aller Generationen" eine Grundlage gelegt.
Quelle: BMI