Deutsche Minderheiten in Europa und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion
Artikel Heimat & Integration
In Mittel- und Osteuropa sowie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion leben zahlreiche Angehörige deutscher Minderheiten. Schwerpunkte der deutschen Minderheitenpolitik sind die Abmilderung des Kriegsfolgenschicksals sowie die Förderung der jeweiligen kulturellen Identität. Darüber hinaus fördert die Bundesregierung auch die deutsche Minderheit im dänischen Nordschleswig.
Derzeit leben noch rund eine Million Angehörige der deutschen Minderheit in den Staaten Mittel- und Osteuropas sowie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Die Angehörigen der deutschen Minderheiten verteilen sich wie folgt:
- Mittel- und Osteuropa: ca. 412.000 Angehörige
- Nachfolgestaaten der Sowjetunion: ca. 684.000 Angehörige
Mehr Informationen auf der Internetseite der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und bei der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN)
Bindeglied zwischen den Kulturen
Da die deutschen Minderheiten sowohl mit der deutschen Kultur als auch mit den Kulturen ihrer jeweiligen Herkunftsstaaten verbunden sind, sind sie wichtige Mittler zwischen den Gesellschaften. Ihr Wirken erhöht die Chancen zur Entwicklung kultureller und zivilgesellschaftlicher Brücken in die mittelosteuropäischen Länder und in die Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Auch dank der deutschen Minderheiten bleiben die Gesprächskanäle selbst in politisch schwierigen Zeiten offen. Der Bundesregierung ist es ein wichtiges Anliegen, dass die deutschen Minderheiten auch künftig eine solche völkerverbindende Rolle spielen können.
Kriegsfolgen abmildern
Die deutschen Minderheiten (insbesondere in der ehemaligen Sowjetunion) haben als unmittelbare Folge des Zweiten Weltkriegs unter Entrechtung und Unterdrückung, Vertreibung und Verbannung gelitten. Oft mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen unbezahlte Zwangsarbeit (etwa in der sogenannten russischen „Trudarmee") leisten. Die Zwangsarbeit hatte nicht nur Folgen in der Gesundheit der Angehörigen der Erlebnisgeneration und mittelbare psychische Folgen auf deren Nachfahren, sondern bedeutete für eine Vielzahl von ihnen Armut im Alter, da keine Rentenbeiträge eingezahlt wurden. Sie durften lange weder ihren Wohnort selbst bestimmen, noch hatten sie die Möglichkeit, einen adäquaten Bildungsabschluss zu erlangen. Auch das Pflegen der deutschen Sprache und der deutschen Traditionen war lange untersagt.
Aufgrund der historischen Mitverantwortung Deutschlands für dieses Schicksal unterstützt die Bundesrepublik die deutschen Minderheiten in ihren Herkunftsstaaten bei der Bewältigung ihres Kriegsfolgenschicksals. Zugleich soll die wichtige Mittlerfunktion der deutschen Minderheiten ausgebaut werden. Deshalb fördert die Bundesregierung die deutschen Minderheiten bei der Entwicklung aufeinander abgestimmter verschiedener Projekte.
Maßnahmen der Minderheitenförderung
Die Minderheitenförderung der Bundesregierung umfasst unter anderem folgende Bereiche:
- Sprachförderung
- Erhalt und Weiterentwicklung der ethnokulturellen Identität
- Jugendarbeit
- Stärkung der Selbstorganisationen der deutschen Minderheiten
Die Bindung an die deutsche Sprache und die dauerhafte Sicherung ihrer kulturellen Identität sind für die Deutschstämmigen von großer Bedeutung. Neben der Verbesserung ihrer Bleibe- und Zukunftsperspektiven fördert die Bundesregierung daher Maßnahmen zur Entwicklung der Sprachkompetenz und zur Wahrung und Stärkung ihrer ethnokulturellen Identität.
Ein weiterer besonderer Förderschwerpunkt liegt in der Jugendarbeit. Die Stärkung und enge Einbindung der jungen Generation in die Arbeit der Selbstorganisationen der deutschen Minderheiten ist eine notwendige Voraussetzung für die weitere Existenz der jeweiligen deutschen Gemeinschaften in den Herkunftsstaaten.
Deutschland unterstützt zudem den Aufbau gut organisierter und zukunftsfähiger Selbstverwaltungen, mit denen die jeweilige deutsche Minderheit die Gesellschaft ihres Staates aktiv und gemeinschaftlich mitgestalten kann. Nur eine selbstbewusste und in ihrer Identität gefestigte Minderheit kann die vielfältigen kulturellen und zivilgesellschaftlichen Bindungen zwischen den Herkunftsstaaten und Deutschland beleben und stärken.
Angehörige der deutschen Minderheit, die gut ausgebildet sind, die deutsche Sprache sicher beherrschen und ein modernes Deutschland-Bild verinnerlicht haben, werden so zu wichtigen Multiplikatoren Deutschlands.
Positive Entwicklung
Seit der politischen Wende 1989/90 hat sich die Lage der deutschen Minderheiten in den mittelosteuropäischen Staaten und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion positiv entwickelt. Hierzu hat die Minderheitenpolitik der Bundesregierung maßgeblich beigetragen.
Eine weitere Ursache für die positive Entwicklung ist eine stärkere Aufgeschlossenheit der Herkunftsstaaten gegenüber dort lebenden Minderheiten. Dies kommt unter anderem im Abschluss bilateraler Verträge mit der Bundesrepublik Deutschland und im Beitritt zu Abkommen des Europarats zum Minderheitenschutz zum Ausdruck (mehr dazu)
Deutsche Minderheit in Dänemark
Externer Link: Internetangebot des Bundes Deutscher Nordschleswiger (Öffnet neues Fenster) Quelle: BDN
Die deutsche Minderheit in Dänemark besteht seit der Volksabstimmung im Jahre 1920 über die Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark. Sie unterhält eigene Kindergärten, Schulen und Büchereien, betreibt kirchliche und soziale Arbeit, gibt eine eigene Online-Tageszeitung heraus und bietet in vielen Vereinen sportliche und kulturelle Aktivitäten an.
Der Bund Deutscher Nordschleswiger ist die Dachorganisation der deutschen Minderheit und vertritt sie in allen Fragen nach außen. Zum Selbstverständnis der deutschen Minderheit gehören die Pflege eines guten und vertrauensvollen Verhältnisses zur dänischen Mehrheitsbevölkerung und die Funktion als Brückenbauer zwischen Deutschen und Dänen.